ALEXANDER WITSCHEL
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Basics - Philosophisches


Gedanken zum philosophischen und praktischen Sinn der Astrologie
Theoretisches über die Horoskopie

In der Astro-Psychologie verbindet sich das mit kritischem Bewusstsein überdachte Wissensgut der Vergangenheit mit Teilen der Psychologie, wobei sich ungeahnte Entsprechungen auftun. Aus der gegenseitigen Befruchtung erfolgt eine grundsätzliche Neuorientierung der Astrologie, während für die Psychologie eine ganzheitliche Sicht des Menschen und seiner existentiellen Probleme gewonnen wird.
Es wird nicht mehr nach bloßen Schicksalsschlägen gefragt, also nach Symptomen, sondern nach den geistig- seelischen Zusammenhängen, nach der inneren Struktur jedes einzelnen Menschen, also nach den Voraussetzungen, welche die Symptome hervorrufen. Die Astro-Psychologie bewährt sich nicht nur in allgemeiner, praktischer Lebensberatung, auch in psychosomatischen Fragen und psychiatrischen Fällen kann sie zu gut begründbaren Diagnosen und Bestätigungen verhelfen.
Darüber hinaus bildet Astrologie einen Angelpunkt zwischen Geistes- und Naturwissenschaft: einerseits basiert sie auf astronomisch und astrophysikalisch messbaren Naturphänomenen, andererseits befasst sie sich mit deren psycho-energetischen Entsprechungen im menschlichen Bereich.
Astrologie ist eine Art Psychophysik und fördert Bewusstsein. Die psychologische Astrologie trägt auf diese Weise sowohl zu einer individuellen wie auch Menschheitsgeschichtlichen und kosmischen Ganzheitsbetrachtung bei, die den überholten Streit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften erübrigt.
Der Astrologe hat im mathematisch begründbaren Kosmogramm ein Energiemuster und einen Zeitplan in Form von individuellen Planetenkombina-tionen bei der Geburt, aus Rhythmen unterschiedlich umlaufender Himmelskörper vor sich, welche Energiefelder schematisch abbilden und in der psychologischen Interpretation die Zusammenhänge zwischen energetischen Strukturen und menschlichem Bewusstsein aufdecken, d.h. zwischen verschiedenen Dichten der Welt- oder Gesamtenergie.
Da die Astrologie direkt an der Schnittstelle, der Geburt ansetzt, eignet sie sich bestens, über psycho-biographische Fragen hinaus sich auch mit dem Woher und dem Wohin des Lebensstroms, den Wurzeln zu beschäftigen, wie auch mit der Zielrichtung, dem was wir als Sinn unserer individuellen Entwicklung begreifen.
Es ist schon sehr viel, unerlöste Aufgaben eines Individuums und wunde Punkte skizzieren und Wiederholungsgefahren und notwendige Lernschritte benennen zu können. Solcher Umgang mit den Energiemustern (Kosmogrammen)hat einen therapeutischen Effekt, welcher im Bewusstsein des Fragenden ihm entsprechende Prioritäten setzt: er wird zu sich selbst geführt. Entscheidend ist dabei nicht eine Beweisführung nach naturwissenschaftlichem Verständnis, obgleich alles in der Astrologie seine mathematische, gesetzmäßige Seite hat, sondern die menschliche Plausibilität, die Einsichtigkeit für den Zuhörer, der Selbsterkenntniswert.

Horoskope/Lebensdiagramme

... sind Schwingungs- und Struktur-Bilder, himmels- mechanisch fundierte Psycho-gramme, Energiemuster des ersten, prägenden Lebensmoments, die auf der "unbelichteten Photoplatte der Seele" ihre Spuren hinterließen. Anerkennen wir diese Horoskope als psychoenergetische Diagramme, real messbar oder symbolisch genommen, und sehen den Wert einer verantwortungsbewussten und versierten Interpretation in der Förderung von Selbst-Bewusstheit, so ist, im Sinne des Dreiklangs Energie-Bewusstsein-Therapie, allein im Akt des Erkennens der Empfänger-struktur ein therapeutischer Effekt gewiss. Obwohl Astrologie vorerst Diagnose meint, ist sie zum einen oft schon Therapeutikum dadurch, dass der Einzelne häufig die Bestätigung bekommt, entgegen einem Druck von außen, so sein und fühlen zu dürfen wie er sich selbst bereits wahrgenommen hat. Dies ist besonders in den ersten Sitzungen der Fall, wenn jemand astrologischer Neuling ist, wenn eine grundsätzliche Existenzanalyse ansteht und nicht nur gute Vertrags- oder Reisetermine gefunden werden sollen, was sich auf einer anderen Ebene der Astrologie abspielt. Zum zweiten ist sie Therapeutikum deshalb, weil Erleichterung entsteht, da eine höhere Instanz (Gott, Logos, Naturgesetzmäßigkeiten) persönliche Last und Problematik relativieren können. Mittels Astrologie wird die Deutlichkeit aber auch die Grenze der Selbstverantwortung im Umgang mit den eigenen Kräften aufgezeigt. 


ALEXANDER v. Vietinghoff 

Symbolik - "Die Sprache das Astrologie"
Gerd Heinz - Mohr: Lexikon der Symbole, Bilder und Zeichen in der christlichen Kunst Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf Köln 1971

Einführung "Was sollen im Klosterhofe vor den Augen der lesenden und betrachtenden Brüder jene lächerlichen Ungeheuerlichkeiten, jene erstaunlich missgestalteten Schönheiten und verwunderlich schönen Missgestalten? Zu was die unflätigen Affen, zu was die wütigen Löwen, zu was die gräulichen Zentauren, zu was die wilden Männer, zu was die fleckigen Tiger, zu was die fechtenden Streiter, zu was die blasenden Jäger? Du siehst an einem Kopfe viele Leiber und wiederum an einem Leibe viele Köpfe. Hier wird an einem Vierfüßler ein Schlangenschwanz, dort an einem Fische der Kopf eines vierfüßigen Tieres sichtbar. Da trägt ein Vieh das Vorderteil eines Pferdes und die hintere Hälfte einer Ziege, hier präsentiert ein gehörntes Tier das Hinterteil eines Pferdes. Kurz, überall zeigt sich eine ebenso vielfältige wie wundersame Mannigfaltigkeit verschiedenartiger Bildungen, so dass man mit mehr Vergnügen in den Steinen als in den Büchern liest und den ganzen Tag lieber jene Sonderbarkeiten anstaunt als Gottes Gebote beherzigt. Großer Gott, wenn man sich der Possen nicht schämt, warum scheut man nicht wenigstens die Kosten?" 
So scharf urteilte einer der prägenden Männer des abendländischen Mittelalters, Bernhard von Clairvaux (gest. 1153), in einem Brief an den Abt Wilhelm von St. Thierry aus Anlass der Ausschmückung der - nunmehr schon lange zerstörten - Abteikirche von Cluny über die wuchernde Fülle der symbolischen und allegorischen Gestalten in der Bauplastik seiner Zeit. Er wendete sich deshalb gegen sie, weil sie seiner Meinung nach, im Unterschied zu den alten, wesentlich schlichteren Symbolbildern, die Fantasie zu leicht auf Abwege führen konnten; denn ihm ging es vor allem darum, seine Mönche zu Lesung und Betrachtung anzuhalten und vor Ablenkungen zu bewahren. Deswegen schrieb er in seinem Orden besondere Zurückhaltung in Bezug auf figürliche Ausschmückung der Kirchen und Kreuzgänge vor.
"Zu was . . .?" fragt auch der heutige Betrachter mittelalterlicher Bau- und Bildwerke. Er steht, sei es verblüfft, sei es verlegen, vor dem Ulmer Münster oder der Kathedrale von Chartres, einem italienischen Dom oder einem spanischen Rathaus, er betrachtet Statuen und Figurengruppen an Kirchenportalen und Klosterkreuzgängen, Tafelbilder auf Altären oder in Museen und entdeckt überall eine Fülle von Einzeldarstellungen, die sich entweder auf biblische Erzählungen oder auf Heiligenlegenden beziehen, eine unübersehbare Zahl von Tieren und Pflanzen, nicht selten zu grotesken Ungeheuerlichkeiten verfremdet. Das alles kann doch, so meint er, nicht bloß zufällig, absichtslos oder gar nur dekorativ sein. Aber kann man andererseits den Erklärungen glauben, die von den fachmännischen Führern kunstgeschichtlicher Studiengruppen mit fast automatischer Sicherheit gegeben werden und die den fantastischen Auswüchsen dieses Bildschmucks nicht selten verdächtig ähneln? Da werden Dreier- und Dreieckskonstruktionen zu Hinweisen auf die göttliche Dreifaltigkeit erklärt, da bedeuten Adler und Lämmer, Fische und Drachen, Äpfel und Lilien mehr als Abbildungen aus dem Naturleben oder bloßes abwechslungsreiches Schmuckwerk. Ja sogar den Farben werden bestimmte Symbolwerte zugeschrieben. Das alles verursacht dem, der an solchen Bauten und Bildern nicht bloß gleichgültig vorüberlaufen, sondern ihren Sinn und ihre Aussage verstehen möchte, ein Gefühl der Unsicherheit, ja des Unbehagens. Verhält es sich mit solchen Dingen nicht ähnlich wie mit den Bildern, die die Tiefenpsychologie aus den unbewussten Abgründen des menschlichen Innern hervorholt und in erstaunlichen Dimensionen deutet? Dass es sich hier um Bilder, Inbilder und Sinnbilder handelt, die nicht nur allgemeine Feststellbarkeit, sondern darüber hinaus für den betreffenden Menschen sogar den Charakter einer Botschaft besitzen, scheint unbestreitbar. Aber kann man den im einzelnen keineswegs eindeutigen und einheitlichen Behauptungen der Fachleute trauen? Tatsächlich verhält es sich hier wie auf vielen Gebieten des Lebens: Einzelheiten und Unterschiedenheiten, die den Nichtkenner beunruhigen, fügen sich dem Fachmann zu einem überschaubaren Bild des Ganzen. Und die Ähnlichkeit zwischen künstlerischer und tiefenpsychologischer Bildwelt beruht nicht zufällig gerade auf dem Symbolcharakter beider. Symbole offenbaren und verhüllen gleichzeitig. Daher bleibt eine gewisse Abweichungsbreite in der Deutung immer offen, ohne dass die Feststellung und Bedeutsamkeit des Ganzen in Frage gestellt würde.

Die Symbolfremdheit des heutigen Menschen

In Unsicherheit und Unbehagen des heutigen Menschen westlich - zivilisatorischer Prägung gegenüber dem Symbol wird eine bestimmte Dimensionsverminderung sichtbar. Er verfügt über eine Fülle von Spezialkenntnissen, die er als Bruchstücke in der Hand hält und aus gegebenem Anlass unabhängig voneinander verwirklicht, doch kaum mehr über das "einigende Band", das sie zusammenfügt und sinnvoll ordnet - hier liegt übrigens die sprachliche Wurzel des Wortes "Symbol" -, kaum mehr über die geistige Einsicht, mit der er leben könnte. Wissen ist noch nicht Weisheit. Von ihm wird nur die oberste Schicht unseres Wesens im rationalen Bewusstsein erreicht. Den gleichen Dimensionsverlust offenbart die übliche Sprache. Sie ist abstrakt, begrifflich, anschauungslos. Sie bleibt nicht haften und ermüdet darum den Leser und Hörer viel rascher als die bildgesättigte und - buchstäblich - einprägsame, in der Tiefe haftende Sprache zurückliegender Epochen oder weniger verflachter Kulturen und Lebensbereiche. "In dem Maße, wie unser wissenschaftliches Verständnis zugenommen hat, ist unsere Welt entmenschlicht worden. Der Mensch fühlt sich im Kosmos isoliert, weil er nicht mehr mit der Natur verbunden ist und seine emotionale >unbewusste Identität< mit natürlichen Erscheinungen verloren hat. Diese haben allmählich ihren symbolischen Gehalt eingebüßt. Der Donner ist nicht mehr die Stimme eines zornigen Gottes und der Blitz nicht mehr sein strafendes Wurfgeschoss. In keinem Fluss wohnt mehr ein Geist, kein Baum ist das Lebensprinzip eines Mannes, keine Schlange die Verkörperung der Weisheit, keine Gebirgshöhle die Wohnung eines großen Dämons. Es sprechen keine Stimmen mehr aus Steinen, Pflanzen und Tieren zu dem Menschen, und er selbst redet nicht mehr zu ihnen in dem Glauben, sie verständen ihn. Sein Kontakt mit der Natur ist verloren gegangen und damit auch die starke emotionale Energie, die diese symbolische Verbindung bewirkt hatte." So stellt Carl Gustav Jung in dem letzten großen Werk seines Lebens, "Der Mensch und seine Symbole" (1968) fest. Ohne Zeichen können wir offenbar nicht leben. Wir gebrauchen Abkürzungen mit starkem Verdichtungsfaktor - von UNO, UNESCO, CARE bis zu jenen zahlreichen Firmennamen, die aus aneinander gereihten Großbuchstaben bestehen. Wir kennen Schutzmarken, Dienstabzeichen, Verkehrszeichen, "taktische" Zeichen. Symbole aber in der tieferreichenden Spannung von Begriff und Gestalt, Abstraktion und Konkretion haben wir nicht mehr. Dabei wird der Begriff "Symbol" heute in verwirrender Vielseitigkeit angewendet: nicht nur auf dem Begegnungsfeld von Religion und bildender Kunst, im Kultus und in der systematischen Theologie; in der Philosophie, die von der Wirklichkeit sprechen kann, "die ich nicht weiß und doch im Symbol gegenwärtig habe" (Karl Jaspers); bei der Deutung von Märchen und Träumen, sondern auch in Logistik und Algebra, wo "Symbol" häufig mit Chiffre identisch ist. Mit alledem scheint sich nun doch eine deutliche Wende anzubahnen. Nach Jahrhunderten, in denen alles auf das geschriebene und gedruckte Wort bezogen war, gewinnen Bild und Zeichen wieder neue Kraft, ja neuen Anspruch. Werbung und Illustriertenflut, Film und Fernsehen, nicht zuletzt auch die neuen audiovisuellen Unterrichtsmittel bedienen sich einer Bildersprache, deren Überzeugungskraft, so kalkuliert sie sein mag, nichtsdestoweniger nachweisbar ist. Leitbilder verschiedenster Art vermögen gewaltigen, meist eher negativ als positiv zu wertenden Einfluss auf ganze Völker und sogar noch darüber hinaus gehende Bewegungen und Verwirklichungen auszuüben. Millionen Menschen verschlingen täglich eine nur aus Bildern bestehende "Literatur", die Comic Strips, deren äußere Gestalt Züge aufweist, die denjenigen der Bilderreihen in mittelalterlichen Kathedralen durchaus verwandt sind. Die Tiefenpsychologie, die zur Erläuterung dieser Phänomene Bedeutsames beiträgt, ist ihrerseits dem intuitiven und kontemplativen Bildbewusstsein wesensmäßig verpflichtet. Die Strukturenlehre weist nach, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Maße die tiefenpsychologischen Archetypen konkret zu werden vermögen: Auch ohne dass förmliche Kontakte bestehen, rufen ähnlich strukturierte Zeitverhältnisse und Gesellschaftsumstände die gleichen "Zeichen" hervor. Es scheint, dass die bedrückende Eindimensionalität in Abstraktion und Konvention zunehmend bewusst wird und so nach ihrer Überwindung verlangt, dass mit dem Informationsbedürfnis ein neues Bedürfnis nach Deutung und Orientierung einhergeht, die erneute Frage nach dem Symbol.

Was ist ein Symbol?

"Ein Wort oder ein Bild ist symbolisch, wenn es mehr enthält, als man auf den ersten Blick erkennen kann" (C. G. Jung). In diesem Sinne kann kein Mensch von der Tatsache seines Umgangs mit Symbolen absehen. Wir leben nicht nur in einer Welt von Symbolen. Eine Welt von Symbolen lebt in uns (J. Chevalier). Jedermann, ob er sich dieser Tatsache bewusst ist oder nicht, bedient sich der Symbole: bei Tag und Nacht, in der Sprache, in Handlungen und Träumen Dennoch entzieht sich das Symbol der exakten Definition. Es gehört zu seinem Wesen, dass es sich nicht auf einen festen Rahmen einengen lässt, da es ja gerade die Extreme, Unvereinbares, Konkretion und Abstraktion vereint und dazu dient, als mit den Sinnen wahrnehmbares Zeichen etwas anzudeuten, das mit den Sinnen nicht wahrnehmbar ist.
Solche Verknüpfung gehört auch zu seinem ursprünglichen Wortsinn, der von griech. symballein = zusammenwerfen, zusammenfügen, an einen sinnvollen Ort zusammenbringen, herkommt. Ein gutes Beispiel ist der Gebrauch der Vokabel symballein im Lukasevangelium (2, 19): "Maria aber bewahrte alle diese Worte und bewegte (erwog) sie in ihrem Herzen" = sie fügte in ihrem Herzen eigentlich Unvereinbares zusammen: Göttliches und Menschliches, Offenbarung und Erfahrung. In dieser Verwendung ist das Symbol in klassischer Klarheit als nichtstatisch, als stets neue Aufgabe erkannt. Das Symbol gibt Teilhabe und fordert Teilnahme. Es schließt eine bloße Zuschauerhaltung aus.
In der antiken Welt spielte das Symbol, im Wortsinn des Zusammenfügens, eine durchaus praktische Rolle. Symbolen war ein in zwei Teile auseinander gebrochener Gegenstand aus Ton, Holz oder Metall, ein kleines Bild, ein Ring, ein Würfel, ein Siegelabdruck oder dergleichen, der der Zusammenfügung bedurfte, um seine Bedeutung wiederzugewinnen und als Erkennungszeichen zu dienen. Persönliche Freunde oder Geschäftsfreunde, Gläubiger und Schuldner, Pilger oder auch in anderen Beziehungen zueinander stehenden Menschen brachen beim Abschied das Symbol auseinander und konnten nun später sich oder ihre Abgesandten jederzeit an dem neuen Bruchrand zu Bruchrand zusammengefügten Zeichen erkennen.
Das Symbol trennt also und vereint. Es dient als Mittel zur Erkenntnis, zum Bekenntnis und zur Beschwörung einer Gemeinschaft, die aufgelöst ist und sich wieder neu knüpfen soll. Dennoch haftet diesem überzeugenden Medium des Zusammenfindens und der Vereinigung auch immer das Stigma des Gebrochenen an. Eine wichtige Bedeutung des Symbols beruht darauf, dass es zugleich Zertrennung und Verbindung des Zertrennten ist. So vermittelt es eine Totalerfahrung, ohne doch optimistisch über seine Begrenztheit im "Lande der Nichtentsprechung" (Bernhard v. Clairvaux) hinwegtäuschen zu wollen. In diesem Sinne ist das Symbol für den Menschen auch immer ein Zeichen der Verknüpfung des Sichtbaren mit dem Unsichtbaren, der Sehnsucht nach Wiederherstellung des spannungsvollen, schuldhaft gestörten oder schuldlos verlorenen, positiven Verhältnisses zum Transzendenten gewesen, Bekenntnis der religiös-kultischen Bindung, Beschwörung der Huld der Gottheit. Symbolische Sprache ist die Sprache der Religion für das, was über den menschlichen Verstand hinausgeht. Sie ist Geheimnis und Offenbarung in einem; sie verschleiert die heiligen Wahrheiten dem profanen Blick, macht sie aber zugleich offenbar für alle, die sie zu lesen verstehen. Auf diese Weise hat die religiöse Symbolsprache immer in enger Beziehung zur religiösen Kunst gestanden.

Symbolische Bilder und Zeichen in der Kunst

Seit den frühesten Zeiten gehört es zu den Zielen künstlerischer Darstellungen, dem Göttlichen menschlichen Ausdruck zu geben. Lange stand sie damit im Bereich des Magischen. In den prähistorischen Höhlenmalereien sucht der Mensch sich seiner Existenz und ihres Bestandes beschwörend zu versichern, indem er gefährliche Großtiere oder jagdbares Wild zeichnet und symbolisch erlegt. Ein weiterer Schritt symbolischer Darstellung führt über den Totenkult und die Empfehlung der Verstorbenen unter den Schutz bestimmter Gottheiten. Das Bild des Sonnenrades taucht auf. Menschliche Werkzeuge, wie z. B. Hammer und Axt, werden zu Attributen und Machtsymbolen der Gottheit. Erst später tauchen menschliche Darstellungen der Götter auf, üblich in Mesopotamien, Kleinasien und Ägypten, scharf verurteilt in Israel, äußerst verfeinert und individualisiert in Griechenland.

Ägypten - in der Zahlensymbolik, die sich heute noch beispielsweise in den Pyramiden kundtut, mit vorderasiatischen, astronomisch-astrologischen Traditionen verbunden - wird zum Modell der symbolischen Ausdrucksmöglich-keiten religiöser Kunst. Hier ist sowohl auf die Sphinx hinzuweisen, die mit Menschenkopf, Löwenpfoten, Stierrücken und Adlerflügeln eine symbolische Synthese der vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft darstellt, wie auf die Gottheiten mit Menschengestalt und Tierköpfen, auf die stark stilisierten Pharaonenbilder, auf das "Auge des Osiris", den Skarabäus und das lebenspendende Henkelkreuz.

Für die Christen war "Symbol" zunächst ein Wort, das den gleichen Sinn wie "Glaubensbekenntnis" hatte: der Versuch, das Sagbare und das Unsagbare über Jesus Christus, den wahrhaftigen Gott und wahrhaftigen Menschen, verbindend und verbindlich zu bezeugen. Vielleicht unter dem Druck der jahrhundertelang wiederholten Verfolgungswellen, vielleicht unter der Nachwirkung des mosaischen Gesetzes entwickelte sich lange Zeit keine spezifische christliche Kunst großen Ausmaßes. Doch begegnen auf Katakombenfresken, Sarkophagen, Tonlampen, Goldgrundgläsern sehr früh neben bestimmten biblischen Szenen, die vor allem die Hoffnung der Christen ausmalen, symbolische Zeichen, die auf mehr hinweisen als sie darstellen: aus dem Tierreich etwa der Fisch, der Adler, die Taube, das Lamm, der Widder, der Pfau, die Schlange; aus der Pflanzenwelt etwa der Baum allgemein, ferner die Palme, der Weinstock, der Ölzweig, die Rose. Der Grund für die Wahl solcher äußeren, sichtbaren, hörbaren, betastbaren, also mit den Sinnen wahrnehmbaren Objekte zur Andeutung bedeutsamer unstofflicher, mit den Sinnen nicht wahrnehmbarer Zusammenhänge lag sowohl in dem reichen Angebot biblischer Gleichnisbilder als in natürlicherweise gegebenen Vergleichen (Löwe = Kraft) sowie in der Aufnahme bestimmter außerchristlicher Traditionen. Auch die unbefangene Übernahme mythologischer Gestalten aus der Antike in christliche Symbolbedeutung war da möglich, wo der Mythos nicht mehr als unmittelbar religiös verbindlich verstanden wurde (z. B. bei Uranos, Okeanos, Orpheus, Odysseus, Nike, Amor und Psyche). Umfängliches Erläuterungsmaterial zu den Symboldarstellungen in der christlichen Kunst der ersten Jahrhunderte bieten die erhaltenen zeitgenössischen Predigten. Man kann und will keineswegs das Göttliche an Gott selbst darstellen, überzeugt, dass "zwischen Schöpfer und Geschöpf keine noch so große Ähnlichkeit festgestellt werden könne, ohne dass diese eine noch größere Unähnlichkeit zwischen beiden einschlösse" (Viertes Laterankonzil, 1215), aber man findet Zeichen des Schöpfers (vestigia Dei) in seiner Schöpfung und orientiert sich von allem an der Menschwerdung, das heißt doch auch: dem Anschaulichwerden Gottes in Christus. Im gegliederten Raum des Kosmos gibt es eine abgestufte Teilhabe am wahren, dem göttlichen Sein. Symbolische Bilder aus diesem Bereich vermögen daher als abgezogene Begriffe den Dialog des Schöpfers und Erlösers mit dem Menschen sowie die in kultischer Form veranschaulichte, betende Antwort des Menschen zu verlebendigen. Aber das Symbol bleibt doch zugleich auch Ausdruck des irdischen Ungenügens, der Unvollkommenheit; es bleibt Schleier und Spiegel, Rätsel und Gleichnis, Hinweis auf Höheres, das es nur zu vertreten, nicht zu ersetzen vermag (G. Kranz).

In diesen Zusammenhängen gewann die immer reicher ausgestaltete mittelalterliche Symbolkunst ihr theologisches Fundament, ihre kontemplative und erzieherische Kraft.

"So gewiss das Symbol Träger und Vermittler von Bedeutung ist, so gewiss haftet ihm auch die Eigenschaft an, Phantasma, ein der sinnlichen Bildkraft angehörendes Gebilde zu sein. So bezeichnet es den Punkt, an welchem sich das Logische und das Figürliche treffen und zu einem einheitlichen Gebilde, einer eigentümlichen Gestalt vereinigen: es stellt die Mitte dar zwischen dem Logos und dem Figürlichen" (F. Kaulbach). Wenn dies namens der philosophischen Grundlegung einer wissenschaftlichen Symbolik gesagt werden kann, so mit größerer, anschaubarerer Belegkraft angesichts des Universums der Symbole in der mittelalterlichen christlichen Kunst. Dieses in den Bereichen der Romanik und Gotik besonders breit entwickelte System von Symbolen bietet in seiner Gesamtheit eine sowohl höchst sinnenfällige wie intensive Darstellung der christlichen Glaubensaussage. Es geht weder um historischen noch um naturkundlichen Naturalismus. Es geht immer um Inbild, Sinnbild und Verkündigung. Die Erziehung zur Verknüpfung von Sehen und Denken stellt sich als eine Form des Apostolats dar, das manchmal in diskreter Weise, manchmal mit lapidarer und drastischer Direktheit geübt wird. Gewiss konnte auch dabei des Guten zuviel getan werden. Die Fülle konnte verwirren, die Drastik gerade von der tiefer erkennenden Betrachtung ablenken. Deshalb sind die Bedenken des für Geist, Sinne und Heil so vieler Mönche verantwortlichen Bernhard von Clairvaux verständlich. Aber es konnte sich nie um Idolatrie, um einen Verstoß gegen den Sinn des Bilderverbots im Alten Testament handeln: "Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!" Schon Papst Gregor der Große hatte gegenüber der radikalen Bilderfeindlichkeit des Bischofs Serenus von Marseille erklärt: "Etwas anderes ist es, ein Bild anzubeten, etwas anderes, durch die bildliche Darstellung zu lernen, was man anbeten soll."Was Ursprung und Herkunft der Symbole im einzelnen betrifft, so wird in den nachfolgenden Artikeln gegebenenfalls jeweils auf Entwicklungslinien hingewiesen. Die gewählten Bildzeichen waren keinesfalls immer genuin christlich, aber sie wurden in der christlichen Zeit in christlichem Sinne umgedeutet. Im allgemeinen kann eine starke Befruchtung durch die heidnische Antike festgestellt werden. Man hat die romanische Kunstepoche auch in diesem Sinne "eine förmliche Renaissance" genannt.
An zweiter Stelle sind die Bildwelt und der bildhafte Sprachgebrauch des Neuen Testaments zu nennen. Dazu kommt die Übernahme von Personen, Ereignissen, Gleichnissen und Bildworten des Alten Testaments in einem bestimmten, durch allegorische Auslegung und Predigt stark befruchteten "typologischen" Zusammenhang zum Neuen Testament. "Novum Testamentum in vetere latet, / Vetus in novo patet. Das Neue Testament ist im Alten verborgen, / das Alte wird im Neuen offenbar" (Augustinus). Man wertete die Gesamtaussage der Heiligen Schrift im Hinblick auf bestimmte neutestamentliche, besonders christologische und mariologische Inhalte und fand diese Inhalte auf oft sachlich nahe liegende, oft tiefsinnig erschließende, oft aber auch recht gekünstelte Weise. Eine große Zahl alttestamentlicher Vorgänge wurde so zu "Typen", Vorausbildern neutestamentlicher Vorgänge. Diese Bezüge, die sich bereits in der Katakomben-malerei des 2. Jahrhunderts finden, wurden später in den "Armenbibeln" zu einem breiten Schema entwickelt und fixiert. Es ging darum, auf diese Weise das Geheimnis der Heilsgeschichte zu deuten. Nicht zu übersehen ist ferner der Einfluss liturgischer Formen und Zeichen, vor allem der Sakramente und Sakramentalen, auf die Bildwelt der bildenden Kunst.
Ein besonderer Hinweis auf die Tiersymbolik erscheint notwendig. Vorzugsweise im 11. und 12. Jahrhundert steht das Tier stellvertretend für Eigenschaften, Neigungen, Gefährdungen, Erlebnisse und Herausforderungen des Menschen. Dieser Symbolik liegt weithin, als das für die Predigt, Dichtung und bildende Kunst des Mittelalters, soweit sie sich auf die Tierwelt beziehen, kennzeichnendste Quellenwerk, der "Physiologus" zugrunde, das "naturkundige" Werk eines unbekannten Verfassers, etwa um 200 und wahrscheinlich in Ägypten entstanden. Hier sind zahlreiche Standardwerke der antiken Naturlehre, aber auch kosmologische Spekulationen und Fabelliteratur, zusammen mit allegorisierend ausgelegten Stellen des Alten und Neuen Testaments, mit wuchernden Volksüberlieferungen und erbaulichmoralisieren-dem Beispielmaterial zu einem überaus beliebten Buch verschmolzen. Seine Ausformung und Nachfolge begegnet in den französischen "Bestiaires", seine Illustration an Kirchenportalen, Kapitellen, Miserikordien usw. Ohne die Kenntnis des "Physiologus" ist das fantastische Ineinander von Biologie und Mystik, Fabel und Mirakel, Rebus und Predigt, das dem Betrachter in der bildenden Kunst der Zeit begegnet, überhaupt nicht zu entwirren.
Eine weitere Quelle für viele Darstellungen, Szenen und Attribute ist die Goldene Legende (Legenda aurea) des Genueser Erzbischofs Jacobus de Voragine (1230-1298), "die Frucht einer tausendjährigen Entwicklung der christlichen Mythologie" (Richard Benz), mit all den in ihr enthaltenen und von ihr angeregten Heiligen- und Wundergeschichten. Tipp: Hier sollte derjenige nachlesen, der Näheres vor allem über die Bedeutung einzelner Attribute von Heiligen wissen möchte (Deutsche Ausgabe von Richard Benz, zuletzt Köln 1969).
Nicht zu vergessen sind unter den Quellen vieler in der Bildkunst begegnenden lebhaften Szenen und symbolisch bedeutsamer figürlicher Gestaltungen die in ganz Europa weit verbreiteten Mysterienspiele, mittels derer sich das Volk aller Stände der heiligen Handlungen veranschaulichend bemächtigte. Die erhaltenen Texte und Spielanweisungen vermögen förmlich als Beschreibungen und Erläuterungen bestimmter plastischer und malerischer Darstellungen zu dienen, die ohne diesen Umstand schwer zu deuten wären. Das gilt sowohl für alttestamentliche Stücke wie insbesondere für die Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu, seine Passion und Auferstehung und nicht zuletzt die Geschichte des Judas Ischarioth.
Unter den wichtigsten enzyklopädischen Werken der mittelalterlichen Symbolik ist von allem der reich illustrierte "Hortus deliciarum" der elsässischen Äbtissin Herrad von Landsberg (gest. 1195) zu nennen, dessen Original leider 1870 in Straßburg verbrannte. Hier finden sich die erstaunlichsten Querbezüge und - oft überraschende - Aufschlüsse über mittelalterliche Typologie, Kosmologie und Ikonographie. Ferner sind hier das wesentlich später, im Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene "Speculum humanae salvationis", ein mystisch-symbolischer Entwurf der Heilsgeschichte, und das dem Lobpreis Marias gewidmete Dichtwerk "Goldene Schmiede" des Konrad von Würzburg (14. Jahrhundert) als Beispiele und Quellen symbolischer Bildkunst zu erwähnen.
Die Renaissance- und Barockkunst verknüpfte weiterführend erneut mittelalterliche und antike Symboltraditionen. Das wird nicht nur durch eine gründliche Betrachtung auch scheinbar unwichtiger oder "bloß dekorativer" Einzelheiten etwa in den Kunstwerken Michelangelos belegt, sondern vor allem auch durch die zahlreichen Emblembücher des 16. bis 18. Jahrhunderts bewiesen, die Wahlsprüche und Sinnsprüche, Sprichwörter und Lebensregeln mit Tier- und Pflanzenabbildungen sowie mit sinnbildlichen Szenen reich illustrieren. Das vorliegende Lexikon geht auf die Inhalte dieser emblematischen Werke nicht näher ein, da sie einerseits nicht zu den durch ihre Öffentlichkeit ins Auge fallenden Kunstwerken gehören, andererseits gerade in den letzten Jahrzehnten umfassende wissenschaftliche Bearbeitung erfahren haben. Dagegen fordert heute im Rahmen eines Symbollexikons der Reichtum der ostkirchlichen Bilderwelt ausdrückliche Berücksichtigung, da er durch die zahlreich gebotenen Reisen nach den Balkanländern, Russland und Vorderasien, durch Besuche im Byzantinischen Museum in Athen oder im Koptischen Museum in Kairo und nicht zuletzt durch die vervielfachten Abbildungen von Ikonen einem zunehmend umfänglichen Publikum bekannt wird. Auch die Einflüsse der byzantinischen Kunst auf die abendländische Bildwelt werden durch diese Blickweitung von neuem bewusst und interessant. Im Bereich der ostkirchlichen Malerei ist besonders die Unveränderlichkeit der meisten Motive, Szenen, Trachten, Gesten und Farben auffällig. Dieser Umstand hängt äußerlich mit der Tatsache zusammen, dass es seit früher Zeit - bald nach Beendigung des Bilderstreites - allgemeingültige und von den verschiedenen Malerschulen strikt beachtete Vorschriften über die Technik sowie die einzelne zeichnerisch-malerische Gestaltung der Ikonentafeln, Fresken und Mosaiken gab - diese Vorschriften sind exemplarisch in dem berühmten "Malerhandbuch vom Berg Athos" gesammelt -; inhaltlich ist er durch die theologische Überzeugung bestimmt, dass jede Ikone mehr als bloße Abbildung ist, dass sie vielmehr eine Inkarnation, eine buchstäblich vergegenwärtigende Repräsentation ihres Gegenstandes bedeutet und deshalb, besonderer Verehrung wert, keiner willkürlich-subjektiven Behandlung durch den Künstler ausgesetzt werden darf. Sind so bestimmte, wissenschaftlich erforschte Traditionen aufgezeigt, die das große Bildmaterial christlicher Symbolkunst formal und inhaltlich prägten und noch heute zuverlässige Deutungen der Bilder und Zeichen ermöglichen, so ist doch - das muss gerade in einem Nachschlagewerk der vorliegenden Art betont werden - diese Zuverlässigkeit keineswegs mit Eindeutigkeit identisch. Das Symbol ist einem Kristall ähnlich, der dasselbe Licht auf sehr verschiedene Weise reflektiert. Schon die Kirchenväter, deren bildhafter Predigt die frühe christliche Symbolkunst so viel verdankt, ließen bei der Ausdeutung bestimmter biblischer Texte und Szenen ihrer Fantasie und Assoziationslust freien Lauf und gerieten dadurch untereinander in Ambivalenzen oder gar in Widersprüche, die sich dann auch in dem typologischen und allegorischen Sinnzusammenhang der Fresken und Reliefs äußerten. Abbildungen der drei Jünglinge im Feuerofen können sowohl auf die Auferstehung Christi gedeutet werden wie auf den Segen des Martyriums, die Herrschaft des Antichristus und die Aufgaben der kämpfenden Kirche. Hiob auf seinem Misthaufen kann auf die Passion Christi Vorausweisen, aber auch bloß eine moralische Ermahnung zur Geduld im Leiden bezwecken. Eine Reihe von Tieren, wie etwa der Löwe, kann sehr verschiedene symbolische Bedeutung annehmen, je nachdem, aus welchem Kultur- und Vorstellungskreis die betreffende Darstellung jeweils herzuleiten ist oder in welchen konkreten Bildzusammenhang sie gerade an dieser bestimmten Stelle eingeordnet ist. Hier befindet sich die Symboldeutung in der gleichen Schwierigkeit wie die Traumdeutung; sie erfordert eine gewisse Elastizität des Verständnisses und entzieht sich vereinfachender Rationalisierung. Gerade mit dieser Ambivalenz aber nimmt das Symbol auch an der allgemeinen Gegebenheit dieser Welt teil, dass volle, ungeteilte und unmittelbare Erkenntnis des Ganzen der Seinsordnung dem analysierenden Blick des Menschen versagt ist und nur im Wagnis des Schlusses vom Niederen auf das Höhere, vom Anschaulichen auf das Unanschauliche partiell versucht werden kann. Dennoch - oder gerade deswegen - verlangt diese Erkenntnisbegrenzung beständig nach ihrer Überschreitung.
Hier ist der Ort des Bildes. "Das Bild ist aussagend, berichtend und schweigt doch zugleich zu einem >Mehr< hin, zu etwas, das mehr ist als das, was es berichtet: auf ein Verborgenes, Geheimnisvolles, nie ganz zu Deutendes. Das Bild berichtet von den sichtbaren Dingen der Erde und des Menschen hin zum >Mehr<, zum Urbild, und von den unsichtbaren Dingen des Urbildes hin zum Menschen . . . Bald weiß der Mensch, bald ahnt er vor dem Bilde. Das Bild ist eine Einheit von Sinnlichem, Geistigem und Übergeistigem. Das Bild appelliert an diese Einheit im Menschen, es appelliert an sein Ganzes" (Max Picard).

Astrologische Symbolik kann helfen zu heilen Geist-Heilung / Asklepios von Kos

Die antiken Heiler betrachteten die spirituelle Natur als die wahre Natur des Menschen. Vollständige Harmonie und Gesundheit galt als der natürliche Zustand, die beständig und unerschütterlich blieben, solange der Mensch im Einklang mit der göttlichen Harmonie und der Ordnung, die das Weltall regieren, lebte. Krankheiten entstehen durch Feinde der psychischen Harmonie – so ist es überliefert – die "phantastisch und dennoch gefährlich" sind, weil sie zuerst das Gemüt des Menschen angreifen und ihn in unbewusste Ängste, Bösartigkeiten und schreckliche Leidenschaften stürzen. Wenn er ungewappnet und charakterschwach ist, setzen sie sich in seinen Sinnen und Gedanken fest und verbreiten sich im ganzen Körper.
Dass der Geist (nous) das allerhöchste Prinzip bei der Bildung des Organismus ist, hatten Aslepios und seine Priester erkannt, und sie haben die Wechselwirkung von Soma, Psyche und nous genauestens überprüft. Und genau dort setzen sie mit der Heilung an: „Krankheit“, so ist überliefert, "kann niemals bis zum Körper (Soma) gelangen, solange sie nicht durch die Psyche des Menschen geht – bewusst oder unbewusst."

  • Überwindung des Problem - Spirituelle Ebene 
  •  Erkennen des Problems - Mentale Ebene 
  •  Erleiden am Problem - Gefühls Ebene - Hass / Zorn
  •  Erkranken am Problem - Körper Ebene - Krankheit / Unfall

Da nun die „Keime“ der Krankheit hauptsächlich in der Psyche stecken, musste auch die Art der Behandlung eine geistige sein. Der Kranke, der anfällig wurde, weil er auf sein Gemüt nicht achtete – sei es, dass er es nicht verstand, sich nicht klar abgrenzen, oder sei es, dass seine geistige Widerstandskraft abgenommen hatte, oder dass sein Glaube an das göttliche schwach war – der ging zu Asklepieion, um Heilung zu erlangen. Er wollte dort seinen gerechten und harmonischen Zustand wiedergewinnen, wo die höhere Geistigkeit der Priester und die besonders religiöse, geistige und künstlerische Umgebung ihm helfen konnte. Über das nous wurde die Psyche geheilt; über eine Änderung der Mentalität (griechisch: meta noia = Gemütswechsel) geschahen dann auch somatische (= körperliche) Heilungen.
In der geistigen und heiligen Strahlung, die von Asklepieion, dem höchst religiösen und harmonischen Zentrum ausging, und in dem tiefen Glauben der Pilger an das Göttliche und die göttliche Harmonie, erhoben und vergeistigten sich die Menschen zu hoher Spiritualität, so dass sie aufnahmefähig wurden für die Kraft des göttlichen Geistes, der sie neu belebte und umbildete. Die Priester des Asklepios spiegelten durch hohe Geistigkeit und ihren engen und dauernden Kontakt mit der göttlichen Quelle die gewaltige Wirkung des Göttlichen und erreichten mit dieser Kraft übernatürliche Heilungen. Wie aus den bekundeten Fällen zu ersehen ist, schlief der Kranke nach seiner äußeren und inneren Reinigung und nach der Darbringung seiner Opfer im Tempel des Asklepios schließlich im Abaton. Im tranceähnlichen Zustand „sah“ er nachts im Tempel einen Traum, in dem meistens der Heilgott selbst oder die Schlange auftrat; und als er bereits erwachte war er geheilt.
Die Meditation im Abaton, von der auch das Wort Medizin abgeleitet ist, trug den Namen „Enkomisis“, das heißt übersetzt „Hineinschlafen“.

Das Hexagramm

Das Hexagramm ist ein Symbol des zeitlosen Ausdrucks der alchemistischen conjunctio oppositorum, der Vereinigung der Gegensätze, die sich in jeder Inkarnation vollzieht, wenn sich die spirituelle Daseinsebene des einzelnen Menschen mit der materiellen Daseinsebene vereinigt, um für die unsterbliche individuelle Seelenpersönlichkeit einen „irdischen Tempel“ zu errichten. Das Symbol ist bereits dreitausend Jahre alt. „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“, sagte schon der Weise Salomo, dessen Siegel das Hexagramm darstellt.

Ihr Alexander Witschel


 
 
   

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